Témoignage

Paulette Mercier

  • Paulette Mercier - Arztfrau und Widerstandskämpferin der „Maquis‟ (französische Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzung) der Departements Ain und Haut-Jura

    Wie war das, als die Alliiertenlandung verkündet wurde?

    Es waren ein paar Nachrichten über die Landung im Umlauf. Man wusste, dass die Alliierten kommen würden... wir kannten nicht den genauen Tag, wussten aber, dass es kurz bevor stand. Und dann, als die Regierung verkündete, dass die alliierten Streitmächte in der Normandie eingefallen waren, brach ein Freudentaumel aus. Und als General de Gaulle sagte: „Wir müssen kämpfen gegen...‟, nein, ich glaube das hatte zuerst General Eisenhower gesagt, auf jeden Fall mussten da alle Nachrichten, die den Aufstand ankündigten, gleichzeitig überbracht werden. Jeder Chef einer Maquis-Gruppe, jeder Chef des Widerstands traf also für sich selbst die Entscheidung, sich... und der Colonel Romans hat mit Begeisterung geantwortet. Aber die... Nantua wurde besetzt von der... die AS hat Nantua besetzt, die Wiederstandgruppe wurde entdeckt... und man hat... und man hat alle rausgeworfen.. die Deutschen sind abgezogen. Das war die vorgezogene Befreiung, die wir letztes Jahr gefeiert haben.

    Danach lebten Sie ein paar Wochen unter der Vierten Republik, wie war das?

    Das war... das war... Wir hatten trotzdem Angst, denn es schien uns zu schön um wahr zu sein. Aber man fragte sich, ob man vielleicht als Brückenkopf diente? Das heißt... die Alliiertenlandung lief so gut... in der Normandie, dass sie doch im Hinterland keinen Brückenkopf brauchten. Und da war alles einfach... wir waren da einfach glücklich. Es gab die Maquis, die AS, alle waren... alle waren zufrieden. Einige Personen wurden der Form halber festgenommen, denn es gab keinen... in Nantua gab es keinen Verräter. Nein, nein, es gab keinen Verräter. Das waren Leute, die von ihrer Zuneigung für den Maréchal mitgerissen wurden... aber... die Maquis kam, sie säuberten ihre Waffen usw., dann hielten sie reihum Wache. Es waren immer welche da. Im Krankenhaus waren Verletzte, die wir besuchten, sie wurden von allen verwöhnt. Das war die Befreiung. Aber trotz allem hatte ich immer... immer ein ungutes Gefühl, weil ich sagte: „Trotzdem, die Amerikaner sind doch noch weit, noch so weit.‟ Alles spielte sich noch in der Normandie ab. „Es ist erstaunlich, dass sie es zulassen, dass...‟. Und dann ist es passiert.

    Und wie war das dann, nach der Rückkehr der Deutschen?

    Also die Rückkehr... die Rückkehr der Deutschen. Die Deutschen sind aufgetaucht. Sie haben am 10. Juli angegriffen. Es gab natürlich Barrieren. Aber nicht nur, dass wir nicht kämpfen konnten, wir hatten kein schweres Geschütz, wir konnten nicht kämpfen gegen... gegen die Deutschen, die Waffen hatten und kleine Flugzeuge, die... also war die Maquis-Gruppe gezwungen, aufzugeben. Die Deutschen sind aufgetaucht. Und ich, also zu diesem Zeitpunkt, ich wollte... zwar wollte ich nie gehen, aber... Da habe ich mir gesagt: „Es ist Selbstmord, wenn ich...‟ Und dann sind auch noch der Unterpräfekt und der Staatsanwalt mich abholen gekommen, mit Gewalt haben sie mich ins Auto gezerrt und gesagt: „Sie können nicht bleiben, das ist unmöglich.‟ Das stimmte auch, weil alle... alle Widerstandskämpfer , die geschnappt worden waren, die... und ich war... ich hatte die Fahnen vom Balkon der Unterpräfektur geworfen, das war offenkundig. Sie sind gekommen und haben zm Kindermädchen meiner Kinder gesagt: „Wo ist die Führerin?‟ . Sie suchten mich. Ich wäre auf der Stelle erschossen worden, nicht mal deportiert.

    Auszug aus dem Zeugenbericht von Paulette Mercier, aufgezeichnet von Flavie Chatel am 5. Dezember 1994

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