Izernore war zuerst ein kleiner gallischer Ort, aus dem sich in der gallorömischen Epoche ein wichtiger Vicus entwickeln sollte. Nur die Überreste eines im Département Ain einzigartigen Tempels, dessen Gottheit noch unbekannt ist, bleiben Zeugen dieser Schlüsselperiode der lokalen Geschichte der Region.
Izernore – ein antiker gallorömischer Ort
Isarnodurum ist heute die einzige in der Region Haut-Bugey bekannte antike Siedlung.
Der Ort existierte schon vor der römischen Eroberung Galliens, wie die Funde von Keramikfragmenten, Münzen und Fibeln aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. bezeugen. Isarnodurum befand sich damals südlich des Landes der Sequaner, einem gallischen Volk, das ein Gebiet kontrollierte, das der heutigen Franche-Comté entsprach.
Nach der römischen Eroberung entwickelte sich die Siedlungsstätte zu einem Vicus (ländliche Ortschaft von mittlerer Größe und Bedeutung). Die Überreste des Tempels sind die letzten noch erhaltenen Zeugen dieser Zeitperiode. Archäologische Grabungen haben es jedoch ermöglicht, andere, heute nicht sichtbare gallorömische Bauwerke, wie beispielsweise die Thermen, zu erkennen. Dieses relativ große Bauwerk verfügte über ungefähr zwölf Räumlichkeiten. Heiß- und Warmbäder, die mit Hypokausten (Fußbodenheizsystem) geheizt wurden, sowie ein großes Becken boten die Möglichkeit, sich dort zu waschen und in der Art und Weise der Römer zu entspannen.
Wussten Sie schon?
Zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert versuchten mehrere Autoren zu beweisen, dass Izernore das Alesia des Gallischen Krieges war.
Wohnhäuser und Ladengeschäfte auf beiden Seiten einer Straße bildeten den Kern des Vicus. Die Grabungen belegen in diesem Ensemble Handels- und Handwerksaktivitäten. Landwirtschaftliche Aktivitäten sind abseits des Vicus, in den Weilern Bussy und Pérignat, nachgewiesen. Die Villa, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Pérignat entdeckt wurde, bezeugt den hohen Lebensstandard ihrer Besitzer. Der Wohnteil der Villa war mit Wandmalereien dekoriert, die mit aus der italienischen Halbinsel importierten Techniken ausgeführt wurden. Im oberen Geschoss überragte eine von Säulen gestützte Empore den Hof der Villa und bot eine freie Sicht auf das Tal des Oignin.
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Der Tempel – ein einzigartiger Überrest aus der Antike
Der Tempel von Izernore, der einzige noch erhaltene Zeuge der gallorömischen Epoche, ist eine der bemerkenswertesten antiken Stätten der Region. Seine drei erhaltenen 9 m hohen Ecksäulen haben seit der Mitte des 17. Jahrhunderts das Interesse der Historiker, Archäologen, Gelehrten und anderer Neugieriger auf sich gelenkt. Die Grabungen haben erwiesen, dass an derselben Stelle zwei verschiedene Bauwerke in Folge errichtet wurden. Die heute sichtbaren Ruinen gehören zur zweiten Phase des Tempels, der zwischen dem Ende des 1. und dem 2. Jahrhundert aus Großquadermauerwerk errichtet wurde. Dieses imposante Bauwerk stand auf einem 2,80 m hohen Podium.
Geschätzte Anzahl der Säulen: 26
(4 Pfeiler mit Halbsäulen)
Man erreichte den Tempel über eine große Treppe, die an der Ostfassade entlangführte. Ein Säulengang erhob sich auf den vier Seiten des Bauwerks. Im Zentrum sind immer noch die Grundmauern der Cella zu erkennen, der Kultnische für das Standbild der Gottheit. Die Fragmente der Wandbilder und die Elemente der in Kalk- und Marmorstein gehauenen Dekorreliefs, die auf dem Fundplatz freigelegt wurden, erlauben es, sich den Reichtum der Verzierungen des Tempels vorzustellen.
Trotz der zahlreichen in der Tempelanlage seit dem Ende des 18. Jahrhunderts durchgeführten archäologischen Grabungen hat das Monument noch nicht alle seine Geheimnisse offenbart. Viele Fragen bleiben heute unbeantwortet, zum Beispiel, welcher Gott darin geehrt wurde. Eine Inschrift für Merkur unbestimmter Herkunft lässt vermuten, dass die heilige Stätte ihm gewidmet wurde. Eine Widmung für Mars, die als Zweitverwendung in einem Gebäude in einer Nachbargemeinde gefunden wurde, und die Bezeichnung eines Weges in der Nähe des Tempels als „Vi de Mars“ führten zu der Vermutung, dass es sich um ein Bauwerk handelt, das dem Kriegsgott geschenkt wurde.
Wussten Sie schon?
Die Überreste des Tempels sind in der ersten Liste der geschützten Baudenkmäler Frankreichs (nur 4 im Département Ain) aufgeführt, die 1840 erstellt wurde.
Gallorömische Überreste wurden wenige Kilometer von Izernore, in der Gemeinde Montréal-La-Cluse freigelegt. Nach teilweisen Ausgrabungen Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Forschungen 1996 auf einem großflächigeren Gebiet fortgesetzt. Die Ausgrabungen führten zur Freilegung eines ausgedehnten Siedlungsensembles, das zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert bewohnt und neu gestaltet wurde. Handelt es sich um Überreste eines (der Tradition des Ortes entsprechend „Orindis“ genannten) Vicus oder um eine große Villa, das Zentrum eines landwirtschaftlichen Betriebes, dessen Häuser sowohl Landwirtschafts- als auch Wohnfunktionen erfüllten? Die letztere Annahme scheint am plausibelsten.
Die Steine erzählen Ihnen ihre Geschichte
Gehen Sie und entdecken Sie vom Ortskern aus Izernore, das „Musée Archéologique Isarnodurum“ (Archäologisches Museum Isarnodurum) und die Überreste des antiken Tempels. Folgen Sie dem „Chemin des Pierres“ (Weg der Steine) und tauchen Sie in die Vergangenheit und die Gegenwart von Izernore.
Musée Archéologique d'Izernore
Freier Außenparcours. Interessierte Besucher finden entlang des thematischen Parcours 7 erläuternde Schautafeln, die mit Humor illustriert sind. Der „Chemin des Pierres“ (Weg der Steine) vermittelt allen die Geschichte und Entwicklung des Ortes Izernore anhand seiner verschiedenen Steine:
– der heilige Stein (die Kirche und die Heiligen von Izernore, “Väter des Juras”, Gründer der Abteikirche von Condat – Saint-Claude)
– der wiederbenutzte Stein (das Platzkreuz)
– der nasse Stein (Waschhaus)
– der behauene Stein (Reitzentrum)
– der renovierte Stein (Bauernhöfe der Region Haut-Bugey und Wirtschaftsaktivität)
– der gepflanzte/verbrannte Stein (Widerstand während des Zweiten Weltkrieges)
– der zerstörte Stein (gallorömischer Tempel)
Wussten Sie schon?
Der Name Isarnodurum soll angeblich auf die Zusammensetzung der keltischen Wörter „isarnon“ (Eisen) und „duron“ (befestigte Siedlung) zurückgehen.
Informationen
Musée archéologique d’Izernore Place de l’Eglise – 01580 Izernore Tél. + 33 (0)4 74 49 20 42